Thema:

Rituale im Kinderfußball

A. Beschreibung und Grundsätze

Rituale haben im Fußball -auch bei den Erwachsenen- eine große Bedeutung. Bestimmte Abläufe vor einem Spiel müssen sich immer wiederholen, damit die erwartete Leistung erbracht werden kann. So ziehen Fußballer erst den rechten Fußballschuh an und dann den Linken. Umgekehrt geht gar nicht, denn die richtige Reihenfolge setzt sich als Erfolgsgarant im Kopf fest.

Für Kinder haben Rituale eine noch größere Bedeutung und dies geht weit über den Fußball hinaus. Handlungen, die sich ständig wiederholen sorgen für Sicherheit, Geborgenheit und das notwendigen Zusammengehörigkeitsgefühl. Ein vertrauter Rahmen ist für Kinder unbedingt erforderlich und diesen schaffen wir mit Ritualen.

Im Gegensatz zu Regeln haben Rituale einen Symbolcharakter. Die Kinder müssen diese Rituale annehmen und einfordern, nur dann sind die Handlungen richtig gewählt.

Der Begriff "Rituale" ist bei vielen Trainern aber auch negativ behaftet und wird oft verwechselt mit religiösen Abläufen oder einfach nur Verboten, die die Handlungsfreiheit einschränken. Oft werden Rituale auch als unnötiger Zeitverlust in der sowieso schon knappen Trainingszeit angesehen.

Setze deshalb Rituale bewusst aber dosiert ein. Sie sollen als feste Gewohnheit ihren Platz finden, geben dem Vereinsfußball einen strukturierten Ablauf und sorgen für Ordnung und soziale Sicherheit.

Ich beschränke die Auflistung auf Trainings-, Spiel-, Wochen- und Geburtstagsritualen und glaube, damit die wichtigsten Punkte im gemeinsamen Erleben abzudecken.

B. Beispiele Trainingsrituale

Jedes Fußballtraining läuft grundsätzlich gleich ab. Damit sind natürlich nicht die Übungen gemeint, sondern der strukturelle Ablauf. Nachstehend habe ich beispielhaft einen Trainingsablauf dargestellt.

  1. Gemeinsamer Aufbau der Hilfsmittel.
  2. Die Kinder, der Trainer und die Betreuer bewegen sich frei im Raum. Immer wenn sich zwei Spieler oder der Trainer mit einem Spieler begegnen, findet eine Begrüßung statt. Die Begrüßung kann mit Namen und Handschlag erfolgen, aber auch eine Begrüßung in verschiedenen Sprachen ist möglich. Der Trainer begrüßt jedes Kind intensiver, mit "Schön, dass Du da bist!", "Ich freue mich, Dich zu sehen" und "Ich wünsche Dir viel Spaß!", trainiert es sich viel besser, als mit einem einfachen "Guten Tag!".
  3. Haben sich die Kinder und der Trainer begrüßt, fassen sich Trainer, sämtliche Betreuer und Kinder um und bilden einen Kreis. Der Trainer gibt kurze Infos zum Trainingsablauf.
  4. Anschließend beginnt die Gruppe nach dem Ruf des Trainers: "1,2,3..." und der Antwort der ganzen Mannschaft "....viel Spaß beim Training!" mit der ersten Übung.
  5. Ruft der Trainer im Training: "Wo seid ihr?", kommen alle Kinder zum Trainer gelaufen. Dies gilt als Signal der Ruhe und des Zuhörens.
  6. Am Ende des Trainings kommen alle wieder im Kreis zusammen um sich zu verabschieden. Der Trainer ruft: "Danke, ihr wart klasse" und die Kinder bewegen sich anschließend aufeinander zu und klatschen sich mit beiden Händen ab. Anschließend geht jedes Kind zum Trainer und zu den Betreuern und verabschiedet sich per Handschlag. Aufmunternde Worte der Erwachsenen sind selbstverständlich. Der Abschied ist immer positiv, denn nichts ist schlimmer, als im Stress auseinanderzugehen.
  7. Gemeinsamer Abbau der Hilfsmittel.

C. Spielrituale

Vor Spielen ist es schwieriger, immer den gleichen Ablauf zu gestalten, denn die Zeiten und die örtlichen Gegebenheiten variieren.

  1. Am Treffpunkt wird jedes Kind vom Trainer und den Betreuern persönlich mit netten Worten begrüßt.
  2. Eine Begrüßung der Kinder untereinander kann in der Umkleidekabine erfolgen. Die Kinder, der Trainer und die Betreuer bilden einen Kreis und ein lautes "1,2,3...GutenTag!" ertönt.
  3. Jetzt gibt der Trainer den Mannschaftskapitän für das heutige Spiel bekannt. Dieser wechselt von Spiel zu Spiel und jedes Kind wird berücksichtigt.
  4. Das "Warm up" sollte immer gleich ablaufen, auf eine weitere Ausführung verzichte ich hier.
  5. Vor dem Spiel bilden die Kinder mit dem Trainer und den Betreuern einen Kreis. Der Trainer wünscht den Kindern viel Spaß und dann folgt:
    Trainer: Was sind wir?"
    Kinder: "Ein Team!"
    Trainer: "Was wollen wir?"
    Kinder: "Fairplay!"
  6. Bei Auswechslungen klatschen sich die Kinder ab und wünschen sich viel Glück.
  7. Nach Spielende wird die Verabschiedung der Mannschaften vom Schiedsrichter durchgeführt.
  8. In der Kabine bedankt sich der Trainer bei den Kindern für das tolle Spiel.
  9. Nachdem die Kinder die Kabine verlassen, wird jedes Kind vom Trainer und den Betreuern persönlich verabschiedet. Kein Kind darf ohne Verabschiedung und lobende Worte den Spielort verlassen.

D. Wochenrituale

Bei den Wochenritualen handelt es sich um Aufgaben, die die Kinder erfüllen müssen. Die Verantwortlichkeit wird dabei von Woche zu Woche neu festgelegt. Es ist dringend zu beachten, dass es sich dabei nicht um Strafen handelt. Die Kinder haben die Tätigkeiten für das Team zu erledigen, dies schult das Sozialverhalten in der Gruppe.

  1. Ein Kind bekommt immer für eine Woche den Spielball mit nach Hause.
  2. Eine Gruppe von Kindern ist für die Einhaltung der Sauberkeit in den Kabinen und auf dem Platz verantwortlich. Damit sind keine großen Reinigungsarbeiten gemeint, sondern lediglich das Aufsammeln von Papier und die Kontrolle, ob pflegsam mit den Einrichtungsgegenständen und den Hilfsmitteln umgegangen wird. überfordere die Kinder mit diesen Aufgaben nicht.
  3. Ein Kind darf die Kapitänsbinde immer für eine Woche behalten.

E. Geburtstagsrituale

Ich halte Geburtstagsrituale für sehr wichtig. Bei den Kindern hat der eigene Geburtstag eine ganz andere Bedeutung als bei uns Erwachsenen. Sie benötigen Anerkennung und entsprechende Zeichen aus der Gruppe.

  1. In den Grupppenkreisen zu Beginn des Trainings oder des Spiels wird ein Geburtstagslied gesungen oder es ertönt ein lautes "Herzlichen Glückwunsch,....!"
  2. Wer in der Woche Geburtstag hatte, spielt im nächsten Spiel von Beginn.
  3. Erscheint ein Kind an seinem Geburtstag zum Training, darf es sich eine Übung wünschen und sich seine Mannschaft beim Trainingsspiel selbst zusammenstellen.

Egal welche Rituale im Kinderfußball umgesetzt werden, sie müssen alle eins gemeinsam haben: sie dürfen niemals langweilig werden. Deshalb werden die Kinder bei der Findung und der Veränderung immer mit einbezogen.

Immer daran denken:

Kinder lieben Rituale!